Autor: Nicole Lange | Update: 31.03.2025
✅ Geprüft und bestätigt von Dr. Sarah Neidler
Blähungen, Völlegefühl oder andere Verdauungsprobleme – viele Menschen kennen diese Symptome, ohne genau zu wissen, wo sie herrühren.
Eine mögliche Ursache dafür, über die Fachleute häufig sprechen, ist die sogenannte Dünndarmfehlbesiedlung, auch bekannt als SIBO (Small Intestinal Bacterial Overgrowth).
In diesem Beitrag erfährst du, was es damit auf sich hat, welche Anzeichen auftreten können und welche Faktoren dabei eine Rolle spielen.
(Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ersetzt keine ärztliche Beratung.)
Was ist eine Dünndarmfehlbesiedlung?
Die Abkürzung SIBO steht für „Small Intestinal Bacterial Overgrowth“ und beschreibt eine übermäßige Anwesenheit von Bakterien im Dünndarm, wo sich normalerweise nur verhältnismäßig wenige Mikroorganismen aufhalten.
Der Großteil unserer Darmflora ist üblicherweise im Dickdarm angesiedelt, da dort ein anderes pH-Milieu und eine langsamere Passagezeit herrschen.
Im Dünndarm selbst sorgt hingegen ein eher rascher Nahrungsdurchlauf sowie eine höhere Säurekonzentration dafür, dass sich dort nur wenige Bakterien wohlfühlen.
Wenn sich diese Verhältnisse allerdings verändern, etwa durch Stress, veränderte Verdauungssäfte oder anatomische Besonderheiten, kann es passieren, dass sich übermäßig viele (oftmals unerwünschte) Mikroorganismen im Dünndarm ansiedeln.
Dies wird als Dünndarmfehlbesiedlung oder SIBO bezeichnet und kann vielfältige Symptome verursachen.
Typische Symptome einer Dünndarmfehlbesiedlung
Die Beschwerden reichen von leichten Verdauungsunregelmäßigkeiten bis hin zu massiven Einschränkungen im Alltag.
Da Dünndarmfehlbesiedlung und andere Darmerkrankungen, wie zum Beispiel Reizdarm, ähnliche Anzeichen zeigen, sollte stets eine sorgfältige Abklärung erfolgen.
Häufige Symptome bei einer Dünndarmfehlbesiedlung können sein:
- Blähungen und Völlegefühl: Viele Betroffene verspüren rasch ein aufgeblähtes Gefühl, oft verbunden mit sichtbaren Blähbäuchen.
- Durchfall oder Verstopfung (oder ein Wechsel zwischen beiden): Da eine Überwucherung im Dünndarm die Nährstoffaufnahme stören kann, leiden manche Menschen vorwiegend unter Durchfall, andere hingegen eher unter Verstopfung.
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten (z.B. gegenüber Laktose, Fruktose, Gluten): Da das gestörte Bakterienmilieu bestimmte Zucker oder Kohlenhydrate ungünstig verarbeiten kann.
- Vitamin- und Mineralstoffmängel: Insbesondere Vitamin B12 und fettlösliche Vitamine (A, D, E, K) sind häufig betroffen, weil der Dünndarm eigentlich für ihre Resorption zuständig ist.
- Chronische Müdigkeit und Schwäche: Dauert die Fehlbesiedlung länger an, kann ein allgemeines Energietief entstehen, verbunden mit möglichen Nährstoffdefiziten.
Wichtig: Da diese Symptome ebenso bei anderen Darmstörungen vorkommen können, ist eine ärztliche Diagnose unabdingbar, um die richtige Therapie einzuleiten.
Warum entsteht eine Dünndarmfehlbesiedlung?
Ursachen für SIBO bzw. eine Dünndarmfehlbesiedlung sind vielseitig. Oft ist es das Zusammenspiel mehrerer Faktoren, das das Gleichgewicht im Verdauungstrakt durcheinanderbringt:
Zu wenig Magensäure
Stress, Alter oder bestimmte Medikamente können zu einer verringerten Produktion von Magensäure führen, wodurch sich unerwünschte Keime leichter vermehren.
Verlangsamte Darmbewegung
Häufiges Snacken, chronischer Stress oder Hormonumschwünge können die sogenannten Reinigungswellen im Dünndarm beeinträchtigen, sodass Bakterien nicht zügig weiterbefördert werden.
Schwacher Gallenfluss
Eine sehr fettarme Kost oder ein belasteter Leberstoffwechsel können dazu führen, dass weniger Galle gebildet wird. Dies beeinflusst die Fettverdauung – und möglicherweise auch die Bakterienzusammensetzung.
Gestörtes Mundmikrobiom
Neuere Studien deuten darauf hin, dass schädliche Keime aus dem Mundraum (z.B. bei Zahnentzündungen) über die Nahrung in den Darm gelangen und dort das Gleichgewicht stören können.
Belastete Lebensmittel
Rohe und nicht ausreichend gekühlte Speisen (wie Salate, Sprossen oder tierische Produkte) können natürlicherweise Bakterien mitbringen. Gerade vorgeschnittene Salate, die in Plastikfolie verpackt sind und eventuell länger lagern, könnten eine erhöhte Keimzahl aufweisen. Wer ein bereits geschwächtes Verdauungssystem hat, profitiert oft davon, frische Zutaten zu verwenden, selbst zu waschen und zeitnah zuzubereiten, um mögliche Belastungen zu reduzieren.
Dauerstress und emotionale Belastung
Über die Darm-Hirn-Achse kann Stress die Darmflora maßgeblich beeinflussen. Viele berichten bei anhaltender Anspannung von Blähungen, Stuhlunregelmäßigkeiten oder Völlegefühl.
Häufige Antibiotika-Anwendungen
Antibiotika unterscheiden nicht zwischen „guten“ und „schlechten“ Bakterien. Wer sie oft einnimmt, kann seine natürliche Darmflora empfindlich verändern.
Ständiges Essen & unregelmäßige Essgewohnheiten
Die natürlichen Reinigungsprozesse zwischen den Mahlzeiten kommen kaum zum Zug, wenn ständig kleine Snacks konsumiert werden.
Ungleichgewicht der Darmflora durch Ernährung und Lifestyle
Sehr zuckerreiche oder stark verarbeitete Lebensmittel können das Bakterienmilieu aus dem Lot bringen. Auch hastiges Essen unterwegs – etwa im Stehen oder nebenbei – belastet die Verdauung zusätzlich, weil der Körper nicht zur Ruhe kommt und die Nahrung weniger gründlich verarbeitet wird.
Anatomische Veränderungen
Operationen oder strukturelle Besonderheiten (z.B. Verwachsungen) schaffen Bereiche, in denen Bakterien leichter überhandnehmen.
Da sich die meisten dieser Faktoren überschneiden können, empfiehlt es sich, den gesamten Organismus im Blick zu behalten und verschiedene Aspekte zu berücksichtigen.
Wie wird eine Dünndarmfehlbesiedlung (SIBO) diagnostiziert?
Am häufigsten kommen Atemtests zum Einsatz: Nachdem eine Glukose- oder laktulosehaltige Lösung getrunken wurde, wird in regelmäßigen Abständen der Gehalt an Wasserstoff oder Methan im Atem gemessen.
Glukose-Atemtest: Glukose wird früh im Dünndarm aufgenommen und gibt so Hinweise auf mögliche Überwucherungen im oberen Abschnitt.
Laktulose-Atemtest: Laktulose gelangt weiter und kann unter Umständen auch distale Bereiche des Dünndarms abdecken.
Viele Personen führen solche Atemtests bei ihren Ärzten durch, doch es gibt auch Heimtest-Kits, bei denen du den Test allein zu Hause durchgeführt und die Proben in das jeweilige Labor sendest.
Eine gründliche Vorbereitung (Verzicht auf bestimmte Lebensmittel am Vortag, nur Wasser trinken am Morgen) erhöht die Aussagekraft.
Dennoch können die Ergebnisse schwanken, sodass bei anhaltender Unsicherheit weitere Untersuchungsmethoden (z.B. Stuhluntersuchungen, Bluttests, bildgebende Verfahren) oder eine Dünndarmaspiration infrage kommen.
Möchtest du mehr über die verschiedenen Diagnoseverfahren erfahren? Dann wirf gerne einen Blick in unseren Artikel zum Thema SIBO-Test. Dort beleuchten wir die einzelnen Methoden noch ausführlicher.
Was passiert, wenn eine Dünndarmfehlbesiedlung unbehandelt bleibt?
Bleibt ein Übermaß an Bakterien im Dünndarm bestehen, kann das auf Dauer zu Nährstoffmängeln führen, da der Dünndarm normalerweise für die Resorption wichtiger Vitamine und Mineralstoffe zuständig ist. Hieraus können chronische Müdigkeit oder ein geschwächtes Immunsystem resultieren.
Ebenso können Beschwerden wie Blähbauch, Krämpfe oder Durchfall/Verstopfung zunehmen und das allgemeine Wohlbefinden beeinträchtigen.
Wer den Verdacht auf SIBO hat, sollte daher rechtzeitig eine Diagnose anstreben und gegebenenfalls einen ganzheitlichen Ansatz wählen, um Rückfälle zu vermeiden.
Grundprinzipien bei der Behandlung
(Wichtiger Hinweis: Die folgenden Informationen dienen der allgemeinen Orientierung und ersetzen keine ärztliche Beratung. Bitte konsultiere bei gesundheitlichen Fragen Fachpersonal.)
Eine Dünndarmfehlbesiedlung ist komplex und lässt sich nicht auf eine simple Ursache reduzieren. Häufig wird daher eine Doppelstrategie empfohlen. Erstens akute Maßnahmen, um Beschwerden zu mildern, und zweitens langfristige Veränderungen, um das Gleichgewicht nachhaltig zu stabilisieren.
Wie genau könnte das aussehen?
1. Akute Unterstützung
Magensäure und Gallenfluss anregen: Bitterstoffe, spezielle Enzympräparate oder ausgewogene Fettzufuhr können hilfreich sein.
Darmflora unterstützen: Probiotische Bakterienstämme können dabei helfen, das Bakterienmilieu im Dünndarm in eine ausgewogenere Richtung zu lenken. Manche Menschen bevorzugen sporenbildende Bakterien, weil sie aufgrund ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber Magensäure als besonders robust gelten.
Ungünstige Bakterien reduzieren: Manche Menschen meiden vorübergehend sehr zucker- und alkoholhaltige Lebensmittel, um den schlechten Darmbakterien das Futter zu nehmen. Auch kurzfristige Antibiotika in Rücksprache mit einem Arzt werden manchmal dafür genutzt.
Darmbewegung aktivieren: Ausreichende Essenspausen (4−5 Stunden), regelmäßige Bewegung und genügend Flüssigkeit fördern den natürlichen Transport.
Tipp: Falls du eine gebündelte Unterstützung für deine Verdauung suchst, könnte unser SIBO-Sparpaket hilfreich sein. Es kombiniert Enzympräparate, sporenbildende Probiotika und Nährstoffe für die Darmschleimhaut. Bedenke jedoch, dass eine persönliche Beratung durch Fachpersonal weiterhin wichtig bleibt, um deine individuellen Bedürfnisse optimal zu berücksichtigen.
2. Langfristig und ganzheitlich dranbleiben
Stress bewältigen: Über die Darm-Hirn-Achse können Dauerstress und seelische Belastungen den Verdauungstrakt nachhaltig beeinflussen. Achtsamkeitsübungen, Biofeedback oder ausreichende Pausen helfen vielen Betroffenen.
Ernährung umstellen: Frische, naturbelassene Kost mit hochwertigen Proteinen und gesunden Fetten trägt zu einer robusten Verdauung bei.
Orales Mikrobiom mit einbeziehen: Eine gute Mundhygiene und eventuelle Zahnsanierungen verhindern zusätzliche Belastungen aus dem Mundraum.
Gesamtblick bewahren: Regelmäßige Stuhl- oder Bluttests können auf Nährstoffmängel oder andere Faktoren hinweisen, die eine Rückkehr von SIBO fördern könnten.
Prognose und Rückfälle
Viele Menschen spüren nach gezielten Maßnahmen eine deutliche Besserung. Dennoch ist eine Dünndarmfehlbesiedlung (SIBO) dafür bekannt, wiederzukehren, wenn grundlegende Auslöser nicht nachhaltig verändert werden.
Wer auf regelmäßige Ruhephasen zwischen den Mahlzeiten, eine robuste Magensäureproduktion und ein ausgewogenes Bakteriengleichgewicht achtet, senkt das Risiko erneuter Beschwerden meist erheblich.
Bei Unsicherheit oder erneuten Symptomen kann eine frühzeitige Abklärung durch Fachleute Rückfälle abfedern oder sogar verhindern.
Fazit
Eine Dünndarmfehlbesiedlung (SIBO) kann unterschiedlichste Symptome auslösen und erfordert einen individuellen, oft mehrstufigen Therapieansatz.
Neben akuten Entlastungsstrategien (z.B. Ernährungsumstellungen, antimikrobielle Mittel) sind langfristige Anpassungen – darunter Stressabbau, ausgewogene Ernährung und ausreichende Bewegung – essenziell, um ein stabiles Gleichgewicht im Dünndarm herzustellen.
Da jede Person anders reagiert, lohnt es sich, mit Geduld vorzugehen, den Körper bewusst zu beobachten und bei Bedarf ärztlichen oder ernährungstherapeutischen Rat hinzuzuziehen. So lassen sich nicht nur die Beschwerden lindern, sondern auch langfristige Rückfälle minimieren.
Gut zu wissen:
Wenn du dir praktische Unterstützung für deine Verdauung wünschst, kann beispielsweise unser SIBO-Sparpaket (mit Enzympräparaten, sporenbildenden Probiotika und Schleimhautunterstützung) eine Option sein. Viele Anwenderinnen empfinden diese Kombination als wertvollen Baustein in ihrem ganzheitlichen Darmkonzept. Dennoch ersetzen solche Produkte weder eine ärztliche Diagnose noch eine individuelle Therapie.
Mehr Tipps rund um Ernährung, Mikrobiom und Darmgesundheit findest du auf unserem Portal, wo wir tiefer in die vielfältigen Zusammenhänge des Verdauungssystems eintauchen und dir zusätzliche Anregungen für deinen Alltag geben.
Verwendete wissenschaftliche Studien
Small intestinal bacterial overgrowth: roles of antibiotics, prebiotics, and probiotics – PubMed
Probiotics Regulate Gut Microbiota: An Effective Method to Improve Immunity
Introducing the sporobiota and sporobiome | Gut Pathogens | Full Text
[Bacterial overgrowth syndrome in the small intestine: pathogenesis, clinical significance and therapy tactics] – PubMed
Autor: Nicole Lange
Nicole ist Gesundheits- und Abnehmcoach, eine zertifizierte Fastenleiterin und Expertin für Intervallfasten mit mehr als 15 Jahren Berufserfahrung als Krankenschwester im OP-Saal. Ihr umfangreiches Wissen fließt in die Beiträge auf unserem Portal ein, wo sie praxisnahe Tipps und professionelle Ratschläge bietet, die auf ihrer tiefgreifenden Expertise und langjährigen Erfahrung in der Gesundheitsförderung basieren.
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